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Mistel - Viscum album


Bei einem unserer letzten Waldspaziergänge fiel mir die Mistel auf. Sie ist ein Gewächs des Winters und erst richtig zu erkennen, wenn die Blätter von den Bäumen gefallen sind. Sie hat mit ihrer kugligen Form und den grünen Blättern und Stielen etwas Geheimnisvolles. Das Auffälligste an ihr ist das Fruchten im Winter. Sie trägt zur Mittwinterzeit weiße Beeren. In der Mythologie und Volksheilkunde unserer Vorfahren spielte sie eine große Rolle besonders zur Winterzeit. 

Die Mistel ist ein Halbschmarotzer, holt sich das Wasser und die Nährstoffe von ihrem Baumwirt, führt aber die Photosynthese selbständig durch. Sie wächst auf Eichen, Buchen, Eschen, Ulmen, Tannen, Kiefern, Pappeln, Birken und Obstbäumen.

Die Mistel hat eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Die keltischen Druiden, ernteten die grünen Zweige im Winter mit einer goldenen Sichel und stellten daraus einen Fruchtbarkeitstrunk her.

Auch der Anthroposoph Rudolf Steiner beschäftigte sich mit der Mistel, er erkannte in ihr ein Heilmittel gegen Krebs und führte das Kraut in der Tumortherapie ein.

Paracelsus bezeichnete die Mistel als Krankheit des Baumes. Er war der Ansicht, dass ein längerer Aufenthalt unter solchen Bäumen dem Menschen Lebensenergie entzieht. Andererseits sah er in den Misteln Heilpflanzen, die anregend auf die Lebensprozesse wirken.

In der Mythologie gilt sie als kraftvolle, heilige Pflanze, die Glück und Fruchtbarkeit verspricht, wenn sich junge Paare darunter küssen. Ein aufgehängter Mistelzweig schützt vor Unglück.

Eine Mistel auf einem Eichenbaum heißt Donarbesen der „Besen des Donnergottes“. Diese Besen dienten als Schutz gegen Hexen, Zauberer und Dämonen. 

Ein paar Zweige der Mistel habe ich mitgenommen und getrocknet. Die Blätter und Früchte lassen sich leicht trocknen und auf das Räucherstövchen legen. Mistel-Räucherungen begleiten die winterlichen Jahreskreisfeste und die Raunächte und helfen uns das Unterbewusste zu erschließen. Der Duft der Blätter ist krautig und die Früchte duften süßlich.